Mittwoch, 29. März 2017

Woher der Hass auf den Liberalismus kommt

 Wer verstehen will, woher die schwache Position des Liberalismus in Deutschland kommt, der unsinnige und irrationale Hass und die Schmähung von Liberalen und "Neoliberalen" quer durch das politische Spektrum von Konservativen bis Sozialisten, der muss etwas graben: Schon im 19.Jahrhundert haben Sozialdemokraten und Konservative (Bismarck) gemeinsam die "Manchesterpartei" und die deutschen Freihandelsanhänger bekämpft und verunglimpft. Obwohl es die liberale Bewegung war, die die Voraussetzungen zur erfolgreichen Industrialisierung und damit Armutsbekämpfung im Deutschen Reich geschaffen hatten, mussten sie sich später von Sozialisten und konservativen Agrariern polemisch in die Ecke drängen lassen. Ein Schelm, wer dabei nicht an die heutigen Diskussionen zu CETA, TTIP und dem angeblichen "Turbokapitalismus" oder auch "ungezügelten Neoliberalismus" denkt, welche immer wieder von den "Sozialisten in allen Parteien" (Hayek) angezettelt werden. Ralph Raicos unsterbliches geschichtswissenschaftliches Werk "Die Partei der Freiheit" skizziert dies eindrücklich:

"Wenn dem deutschen Liberalismus als Ganzem eine relative Geringschätzung und Verhöhnung zuteil wurde, so gilt dies in noch höherem Masse für den Wirtschaftsliberalismus und seine locker organisierte Erscheinungsform, die deutsche Freihandelsbewegung (...) Wie ein Führer der Freihändler vermerkte, war es Ferdinand Lassalle [SPD-Führer], der das Schmähwort 'Manchestertum' erfand (...) Der Angriff per Terminologie zeigte Lasalles politischen Scharfsinn; man könnte fast sagen, dass er den ganzen Fall von Anfang an entschied. Durch ihn wurden die deutschen Gelehrten, Journalisten und Politiker, die für eine liberale Wirtschaft eintraten, als Aussenseiter gebrandmarkt, als Verfechter einer fremden Ideologie einer Nation, England, die vielfach beneidet und der oft misstraut wurde. Zusätzlicher Nutzen wurde daraus gezogen, dass man die Lehre vom internationalen Freihandel mit dem Makel belastete, sie nutze eher den englischen als den deutschen Interessen. Das Manchestertum setze sich für den Freihandel ein, weil dieser im Interesse Manchesters, d.h. der britischen Industrie liege. Schliesslich konnte die ganze Ladung antiliberaler Schlagworte und verzerrender Begriffe ... der polemischen Verwendung zugänglich gemacht werden."
Ralph Raico, Die Partei der Freiheit, 1999, S. 29 f.