Montag, 26. Dezember 2016

Tödlicher Protektionismus

Der freie Handel in der Welt ist zum Abschuss freigegeben. Von links und rechts, von Attac bis Trump, wird der Gedanke des freien Austauschs von Waren, Dienstleistungen, Arbeitskräften und Kapital gegeisselt.  Globalisierung könne tödlich sein, so trompetet  ein gewisser Thomas Fricke auf SPON, mit Verweis auf  eine Studie, die höhere Selbstmordraten unter US-Arbeitern findet, welche besonders von chinesischen Importen betroffen seien.

Doch Protektionismus tötet auch -  und zwar in einem viel höheren Ausmaß. Nehmen wir als Beispiel die landwirtschaftlichen Schutzzölle, die insbesondere Europa und Nordamerika errichtet haben. Ein grosser Teil wichtiger landwirtschaftlicher Produkte, von Fleisch bis Tomaten, von Zucker bis Weizen dürfen in die EU oder in andere entwickelte Märkte gar nicht oder nur unter Zahlung massiver Zölle eingeführt werden. Dazu kommen viele Regelungen, bei denen es nicht um Zölle geht, die aber auch dazu dienen die Wareneinfuhr zu beschränken. Bauern in  afrikanischen und asiatischen Volkswirtschaften, die weitgehend auf landwirtschaftlicher Produktion beruhen, werden wichtiger Absatzmärkte beraubt. Die Folge: Armut, Hunger, Tod. Millionenfach.

Doch es trifft nicht nur die armen Länder. Es trifft  auch die Armen in den entwickelten Ländern. Die Abschottung gegenüber Importen verteuert viele Waren. Gerade im Lebensmittelbereich könnten viele Produkte günstiger sein, wenn Importe nicht behindert oder verhindert würden. Fast alle Waren des täglichen Grundbedarfs sind davon betroffen. Also solche Waren, für die die Ärmsten in unserer Gesellschaft oft einen Grossteil ihres verfügbaren Einkommens aufwenden müssen.  Aber es gibt auch Folgen, die für Menschen noch direktere, manchmal tödliche Konsequenzen haben. So werden Arzneimittel, die in den USA erhältlich sind oftmals in Europa nicht (oder nicht rechtzeitig) zugänglich gemacht. Umgekehrt gilt das natürlich genauso. Ein Beispiel ist das Krebsmittel Mylotarg, das in den USA schon 2000 zugelassen wurde und in Europa 2007 keine Zulassung erhielt. Schwerkranken Krebspatienten in Europa ist es nicht einmal erlaubt, dieses Medikament als letzte Möglichkeit zu nutzen,wenn alle anderen Therapien versagt haben.

So könnte man unzählige weitere Beispiele aufzählen. Doch im Unterschied zu arbeitslosen Stahlarbeitern in Pennsylvania, haben verarmte Bauern in Afrika oder schwerkranke Krebspatienten keine Lobby, die für sie sprechen. Kein Gewerkschaftsfunktionär, kein Donald Trump und kein Attac-Sprecher werden jemals diese Fälle aufgreifen und die Fahne des Freihandels hochhalten. Denn die im Dunkeln sieht man nicht. Und doch überwiegt der Nutzen des Freihandels seine Verwerfungen in einem solch unglaubliche Mass, dass man nur den Kopf schütteln kann über so viel Ignoranz.

Mittwoch, 30. November 2016

Einwanderung und Lohndruck - Missverständnisse verzerren Diskussion

Seit gestern wird in der Schweiz wieder diskutiert, ob Einwanderung zu Lohndruck und damit Verdrängung gut verdienender einheimischer Arbeitskräfte durch zugewanderte ausländische Arbeitnehmer führt:
Das Zürcher Amt für Wirtschaft und Arbeit mutmasst derweil, dass ein Teil der Einwanderer Inländer verdrängte: «Wir gehen davon aus, dass in einigen Nicht-Mangelberufen Inländer zur Verfügung standen, die für den jeweiligen Beruf qualifiziert waren.»
Die Diskussion zeigt vor allem, dass sowohl im Zürcher Amt für Arbeit und Wirtschaft als auch in der NZZ ein  Missverständnis hinsichtlich der Lohnbildung besteht. Denn ein Arbeitnehmer verdient in einem marktwirtschaftlichen System in der Regel einen Lohn der dem Grenzertrag der Arbeit (in Output seiner Arbeit)entspricht. Vereinfacht gesagt: Ein Friseurladen wird einem Angestellten den Lohn bezahlen, den er tatsächlich erwirtschaftet (gemessen an der Zahl der Haarschnitte und deren Ertrag in Geld, abzüglich von Kosten wie Miete oder Werbung). Liegt der Lohn längere Zeit über diesem Ertrag wird der Arbeitgeber natürlich Arbeitsplätze abbauen (und zwar in der Regel die der am wenigsten produktiven Angestellten), liegt der Marktlohn jedoch unter diesem Grenzertrag wird der Arbeitgeber neue Friseure einstellen bis Lohn und Ertrag wieder ungefähr gleichauf liegen. Von der Seite der Arbeitnehmer aus betrachtet, werden diese sich eine besser bezahlte Friseurstelle suchen, wenn sie heute einen Lohn erhalten, der ihre Produktivität für den Betrieb nicht widerspiegelt.

Dieser Mechanismus sorgt also dafür, dass Arbeitnehmer mit hoher Produktivität (also in der Regel mit guter Ausbildung und viel Erfahrung, dem so genannten Humankapital) besser bezahlt werden als Arbeitnehmer mit schlechter Ausbildung und geringer Erfahrung. Kommen nun neue ausländische Arbeitnehmer in einen Arbeitsmarkt, kann es passieren, dass sie für einen geringeren Lohn eingestellt werden, was aber nur widerspiegelt dass sie eine geringere Produktivität haben.  Arbeitnehmer mit gleicher oder höherer Produktivität verdienen (zumindest nach einer gewissen Eingewöhnungszeit, bis sie lernen wie der Markt in einem Land funtkioniert) gleich hohe Löhne wie die Einheimischen. Eine Ausnahme ergibt sich nur dann, wenn der Nachfrager nach Arbeitskraft ein Monopol der Nachfrage hätte ("Monopson") und damit die Lohnhöhe künstlich unter der Produktivtät der Arbeitnehmer halten könnte. Das ist in der Schweiz praktisch nirgendwo der Fall.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Arbeitnehmer mit geringer Produktivität (Ausbildung, Erfahrung, Sprachkenntnisse) auf neuen Arbeitsplätzen eingestellt werden - zu geringeren Löhnen. Ein Beispiel ist etwa das Reinigungsgewerbe: Hier spielen Ausbildung und Sprachfähigkeiten eine geringe Rolle. Werden hier keine künstlichen Lohnuntergrenzen eingeführt, dann schaffen Unternehmen faktisch neue Arbeitsplätze für ungelernte, niedrig produktive Arbeitskräfte (z.B. aus dem Ausland). Diese verdrängen aber dann nicht einheimische Arbeitskräfte sondern ergänzen sie. Es entsteht Wirtschaftswachstum und neue Arbeitsplätze werden geschaffen, da plötzlich Dienstleistungen angeboten werden können, die mit (produktiveren) gut verdienenden Einheimischen nicht profitabel angeboten werden konnten. Über Zeit werden diese Arbeitnehmer dann möglicherweise auch produktiver (erfahrener, eignen sich neue Qualifikationen an) und wandern in andere, besser bezahlte Jobs ab.

Lohndruck auf bestehende produktive Arbeitnehmer durch Einwanderung ist daher nicht oder nur in sehr geringem Umfang zu erwarten. Lohndruck entsteht jedoch dann, wenn die Produktivtät einer Volkswirtschaft nicht mehr wächst oder gar schrumpft. Denn dann können Arbeitnehmer nicht mehr profitabel beschäftigt werden. Es kommt zu Lohnkürzungen und Arbeitsplatzabbau. Einschränkungen bei der Einwanderung helfen da jedoch nicht.

Fragen an die Befürworter einer Finanztransaktionssteuer

Noch im Sommer dieses Jahres schien die Idee der Finanztransaktionssteuer ("FTS") endgültig beerdigt zu werden. Doch inzwischen steht sie wieder auf der Tagesordnung. Untote scheint es in der Politik immer öfter zu geben. Die Befürworter sehen darin ein Mittel gegen Finanzspekulation und zur Stabilisierung der Finanzmärkte. Obendrein könnten die eingenommenen Mittel zur "gerechteren Gestaltung der Globalisierung" eingesetzt werden.
Hier einige Fragen an die Unterstützer einer solchen Steuer:
  • Die grössten Blasen an den Finanzmärkten haben sich immer über viele Jahre aufgebaut - siehe z.B. Crashs von 1929, 2000 oder 2008. Kann eine Steuer, die sich explizit gegen "kurzfristig handelnde Spekulanten" richtet solche Blasen aufhalten und wie genau soll das funktionieren?
  • Die FTS entzieht den Märkten Liquidität. Gerade aber in Situationen grössten Stresses ("wenn es an den Börsen schlagartig abwärts geht"), ist Liquidität dringend notwendig, um die Tiefe des Sturzes abzumildern. Wie kann eine FTS in einer akuten Krise nicht noch zur weiteren Verschlimmerung der Lage beitragen?
  • Die Advokaten einer FTS sehen darin ein Mittel gegen "kurzfristige Spekulation", welche im Gegensatz zu langfristigem Investieren stehe. Wie erklären sich dann die Befürworter der FTS, dass es gerade im Immobilienmarkt immer wieder und genauso zu spekulativen Blasen kommt, obwohl dort keinesfalls Häuser im Sekundentakt gekauft und verkauft werden können? (Effektiv sind die hohen Gebühren beim Kauf/Verkauf von Immobilien für Notare und Makler sogar eine Art FTS)
  • Die Befürworter der FTS sehen insbesondere Sekundenhandel und andere schnelle, komplexe Tradingverfahren als Schuldige an spekulativen Blasen. Wie soll aber die Preisbildung an Märkten  funktionieren, wenn man die Liquidität dieser Händler einschränkt oder gar völlig unterbindet? Wer kauft Wertpapiere von oder verkauft an "langfristig orientierte Investoren"?
  • Wie soll Preisbildung an Märkten besser funktionieren, wenn man die Zahl und Handlungsfreiheit der Marktteilnehmer einschränkt?
  • Die Preisbildung an Märkten widerspiegelt Informationen, die den Marktteilnehmern vorliegen. Herrschen z.B. gute klimatische Bedingungen für den Kaffeeanbau in einem Jahr, dann sinken die Marktpreise, da eine gute Ernte erwartet wird, damit mehr Angebot an Kaffee, welches das Preisniveau absenkt. Manchmal liegen den Marktteilnehmern Fehlinformationen vor oder die Informationslage ändert sich plötzlich, z.B. können sich die klimatischen Bedingungen für eine gute Kaffeeernte plötzlich verschlechtern. Dann kommt es zu Schwankungen der Marktpreise. Wie soll nun eine FTS diese Schwankungen "glätten", da ja weder die Informationen besser werden oder schneller vorliegen?
  • In der Schweiz und in UK gibt es seit langem eine Börsenumsatzsteuer, die bspw. in der Schweiz 0.15% pro Kauf/Verkauf beträgt. Beide Länder wurden in der Vergangenheit durch Börsenblasen genauso getroffen wie Länder ohne FTS .  Wie erklären sich die Befürworter der FTS diesen Fakt?

Montag, 28. November 2016

Moralischer Bankrott: Fidel und die "demokratische" Linke








So sieht es der Vorsitzende der "Linken" und mit ihm noch viele andere aus dem gleichen Lager. Fakt ist: Castro war kein menschenfreundlicher Revolutionär. Er war ein machtgieriger und brutaler Diktator.

Dabei ist es nicht nur eine Verdrehung historischer Tatsachen, die in der Romantisierung des Regimes in Kuba nur allzu offensichtlich durchscheint. Es zeigt auch die Verkommenheit der moralischen Maßstäbe: Während die Linke jeden Unternehmer als ausbeuterischen Sklaventreiber brandmarkt, der - auf freiwilliger Basis im übrigen - Arbeitnehmer zu einem Lohn unterhalb der Mindestlohngrenze beschäftigen würde (und dies wegen dieser Grenze dann nicht tut), wird ein Diktator gepriesen, der zehntausende zu Zwangsarbeit und Tod verurteilen ließ.

Während Riexinger gerade heute wieder die angebliche Ungleichheit in Deutschland anprangert, stört es ihn nicht im geringsten, dass das Castro Regime Kuba wirtschaftlich in die Katastrophe geführt hat (BSP pro Kopf bei knapp über 7000 US$). Hunderttausende sind von der Insel geflüchtet. Industrie, Dienstleistungen, Landwirtschaft liegen darnieder.

Man wartet vergebens auf den Aufschrei der Medien ob dieses moralischen Bankrott.

Sonntag, 6. November 2016

Die bizarre Logik des Georg Diez

So sieht es Herr Diez vom Spiegel:

"Die eigentliche Geschichte ist die der vergangenen 35 Jahre, weil seit der Reagan-Revolution von 1980 eine konservative Camorra systematisch daran gearbeitet hat, die Grundlagen der liberalen Demokratie zu zerstören, indem das Diktat der Wirtschaft, der Egoismus und das Recht des Stärkeren über alles gestellt wurden.

Die eigentliche Geschichte ist die der vergangenen 25 Jahre, weil seit der Präsidentschaft von Bill Clinton 1992 die Demokraten, die linken und liberalen Kräfte (wie übrigens auch New Labour in England und die SPD), sich der Globalisierung wie einem Naturgesetz ergeben haben und Schritt für Schritt einen wesentlichen Teil ihrer Wähler verraten haben: die Arbeiter und die untere Mittelschicht."

Abgesehen davon, dass in den letzten 24 Jahren  zwei Drittel der Zeit Demokraten den Präsidenten gestellt haben (8 Jahre Clinton, 8 Jahre Obama), die beide mit einer explizit sozialdemokratischen Agenda an die Macht kamen, sollte Herr Diez zur Kenntnis nehmen, dass die ganz überwiegende Anzahl der Amerikaner heute besser lebt als vor 25 oder gar vor 35 Jahren.

Vielleicht nur einen kleinen Datenpunkt, den der globalisierungskritische Intellektuelle gerne übersieht: Die Arbeitslosenquote für den Oktober 2016 ist erstmals seit langer Zeit in den USA unter die 5% gefallen. Ökonomen sprechen von annäherender Vollbeschäftigung. Sieht so der Verrat an "wesentlichen Teilen ihrer Wähler aus"?

Doch wie sieht es mit den Arbeitern und der unteren Mittelschicht aus? Vielleicht sollte sich Herr Diez einmal vor Augen führen, dass praktisch jeder Arbeiter und Angestellte in den Vereinigten Staaten heute - 2016 -  materiell besser gestellt ist als der reichste Amerikaner im Jahre 1916: John D. Rockefeller.

Und Herr Diez sollte sich darüberhinaus einmal anschauen, wie es um die Ungleichheit in den USA wirklich bestellt ist. Ganz zu schweigen von den Einkommen: Seit 1967 ist das Realeinkommen der untersten 20% der Einkommensempfänger in den USA um knapp 30% gestiegen. Und diese Berechnung lässt sogar ausser acht, dass der technische Fortschritt, die Verbesserung der Waren und Dienstleistugnen, heute jeden Dollar wesentlich mehr wert sein lassen als 1967. Man denke nur einmal an die Qualität von Elektrogeräten, Haushaltswaren, Autos, Medikamenten und vielem mehr im Jahre 1967. Will jemand heute so leben wie in 1967? Selbst mit dem gleichen realen Einkommen? Niemals.

Die Globalisierung hat weltweit Milliarden von Menschen aus der totalen Armut befreit. Aber sie hat darüber hinaus auch den Wohlstand in den entwickelten Ländern enorm gesteigert. Die meisten Dinge unseres täglichen Lebens, die zu Sicherheit, Annehmlichkeit, Gesundheit und Unterhaltung in unserem Leben beitragen, sind ohne Globalisierung undenkbar: Mobiltelefonie, Notebooks, Unterhaltungselektronik jeder Art, Wäschetrockner der neuesten Generation mit minimalem Energieverbrauch, billige Solarzellen auf unseren Dächern, E-Cars oder hochentwickelte Krebsmedikamente, die die Lebenserwartung immer weiter erhöhen, sind ohne Globalisierung unvorstellbar.

Das Ärgerliche ist nicht, dass sich Diez und der Spiegel irren. Das Ärgerliche ist, dass genau diese Art von haltloser "Globalisierungskritik" und Ungleichheitsgeschwafel dazu führen, dass grosse Teile der Bevölkerung die Grundlagen des eigenen Wohlstandes nicht mehr verstehen. Journalisten sollten aufklären und nicht billige Propaganda verbreiten.




Mittwoch, 2. November 2016

Diskriminierung mit Airbnb - oder was passiert, wenn Donald Trump vor meiner Türe steht

Eine Mail an Airbnb bezüglich Ihres "Community-Bekenntnis":

Sehr geehrte Damen und Herren,

Herzlichen Dank für die Übersendung Ihrer Mail bezüglich des "Community-Bekenntnis" von Airbnb. Dieses habe ich mit grosser Freude gelesen, da ich Bekenntnisse allgemein sehr gut finde. Heutzutage ist es ja sehr wichtig, sich möglichst viel und öffentlich zu "Werten" zu bekennen.


So sehr ich es schätze, wie Sie schreiben, "jeden – unabhängig von Rasse, Religion, Herkunft, Volkszugehörigkeit, einer Behinderung, Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung oder Alter – respektvoll, vorurteilsfrei und unvoreingenommen zu behandeln", komme ich nicht umhin, bei Ihnen wegen möglicher Ausnahmen nachzufragen.

Nehmen wir einmal folgenden Fall an: Ein weisser, älterer (>40 Jahre), heterosexueller Mann, der sich offen zu Donald Trump bekennt und eine Einkaufstüte mit Steaks der örtlichen Fleischerei bei sich führt, klopfte an meine Türe. Was wäre zu tun? In Anbetracht der schon Jahrhunderte, ja gar Jahrtausende anhaltenden gewalttätigen, strukturellen Diskriminierung, die von dieser Personengruppe ausgeht, wäre ich geneigt meinen Hausschlüssel zu verweigern. Wie stehen Sie zu diesem Fall? Wäre hier eine Ausnahme von Ihren AGB möglich? Denn Diskriminierung wäre hier ja - ganz in Ihrem Sinne - Anti-Diskriminierung, also im übergeordneten moralisch-ethischen Sinne durchaus mit Ihren AGB wiederum vereinbar. Ich hoffe, dass Sie meine Einschätzung teilen und ich bitte um eine Einschätzung Ihres Inklusionsbeauftragten.

MIt freundlichen Grüssen,

SB

Dienstag, 3. Mai 2016

TTIP oder die totale Verblödung der politischen Debatte

Nun hat also Greenpeace angeblich "geheime" Verhandlungspapiere geleaked, wie es so schön auf Neudeutsch heisst. Eine Riesenüberraschung! Die politischen Kommentarspalten kochen! TTIP jetzt endgültig am Ende! Was steht wirklich drin? Absolut nichts neues, altbekannte Verhandlungspositionen der US-Regierung und der EU werden durchdekliniert, die keinerlei Überraschungen bieten. Die Vereinigten Staaten möchten gerne auch genetisch modifizierte Pflanzen exportieren, die EU möchte an ihren "Standards" festhalten. Die Vereinigten Staaten möchten dafür ihre öffentlichen Aufträge nicht an europäische Firmen vergeben, die EU fordert aber diese Möglichkeiten usw. usf. Alter Wein in alten Schläuchen.

Die ganze Debatte um TTIP zeigt exemplarisch, wie komplett verblödet und verschoben die politische Debatte zwischen "Linken" und "Rechten" inzwischen ist. Derzeit ist die EU Millionen Lichtjahre von echtem Freihandel entfernt. Man lese einfach mal die anzuwendenden abertausenden von Zollvorschriften und sonstigen Richtlinien, Erlasse, Gesetze, Anti-Dumping-Zöllen, Standards etc., die den freien Import von Gütern und Dienstleistungen in die EU verunmöglichen und erschweren. All das ist blanker Protektionismus. Allen voran für die Landwirtschaft aber auch für fast jede andere Branche. Nicht der Konsument entscheidet in Europa, was und für welchen Preis er oder sie konsumiert, sondern Bürokraten, Lobbyisten, NGOs und weiss der Teufel welche Interessengruppen noch am protektionistischen Spiel beteiligt sind. Nicht ich als mündiger Bürger darf darüber urteilen, ob ich genoptimierte Pflanzen zu mir nehmen will, billigen Stahl aus China verwenden möchte oder einen Arzt in Indien per Internet konsultiere. Nein, Vater Staat nimmt mir freundlicherweise all diese Entscheidungen ab. Die höheren Kosten für Zölle oder alternative Produkte oder Leistungen trage ich natürlich selbst.

TTIP würde diese Situation möglicherweise in kleinsten Schritten verbessern (bilateral auf die USA und die EU beschränkt - über den Rest der Welt redet sowieso keiner, für die spendet der aufrechte Sozialdemokrat dann wieder an Weihnachten). Sicherlich ist TTIP daher nicht falsch, aber weit davon entfernt echten Freihandel zu ermöglichen. Man mache sich keine Illusionen: 99% der Freihandelshemmnisse würden bestehen bleiben. Um dieses ganze eine Prozent geht der Streit. Eine komplette Lächerlichkeit. Es ist abstossend zu sehen, wie sich NGOs, Lobbyisten, Politiker, angebliche Umweltschützer und Agrarfunktionäre aufblasen, um vom "Allgemeinwohl" zu schwadronieren, dabei geht es  im Kern nur darum die Partikularinteressen einzelner Gruppen zu schützen - seien dies Bauern, Stahlarbeiter, Pharmabosse oder öffentliche Bedienstete. Und es komme mir keiner damit, wie grossartig und toll die europäischen "Standards" sind. Die sind so grossartig, dass der Staatskonzern Volkswagen sie über Jahre hinweg bei den Abgaswerten einfach betrügerisch und ungestraft unterlaufen konnte und erst eine amerikanische Behörde kam den sauberen Europäern auf die Spur. Grossartige Standards.

Freihandel war der Schlüssel zum ökonomischen Aufstieg Europas und der Vereinigten Staaten im 18. und 19. Jahrhundert. Zunehmender Protektionismus - gefördert und gefordert von linken und grünen Politikern Hand in Hand mit Bauernlobby und Co. - ist das sichere Rezept zum weiteren Abstieg.

Donnerstag, 21. April 2016

Wie der Staat Drogen nutzte, um die Antikriegsbewegung und Schwarze zu unterdrücken

Ein interessanter Auszug aus einem aktuellen Artikel in "Scientific American" zum Thema des Verbotes von Marijuana und desssen gravierende Folgen:

"Nixon aid John Ehrlichman told journalist Dan Baum in 1994, according to an article published in Harper’s Magazine in 2016. “The Nixon campaign in 1968, and the Nixon White House after that, had two enemies: the antiwar left and black people. You understand what I’m saying? We knew we couldn’t make it illegal to be either against the war or black, but by getting the public to associate the hippies with marijuana and blacks with heroin, and then criminalizing both heavily, we could disrupt those communities. We could arrest their leaders, raid their homes, break up their meetings and vilify them night after night on the evening news. Did we know we were lying about the drugs? Of course we did.”

Mittwoch, 27. Januar 2016

Von wegen Ungleichheit - Wie der Wohlstand für Durchschnittsbürger seit Jahrzehnten wächst

In den letzten Tagen durfte man wieder eine Menge Schlagzeilen lesen, die die angeblich wachsende Ungleichheit zwischen "arm" und "reich" in Deutschland und in der ganzen Welt geisselten. Oxfam prangerte da an, dass weltweit die 62 reichsten Personen soviel besitzen würden wie die halbe Weltbevölkerung. Aber auch in Deutschland sei die Ungleichheit immer weiter auf dem Vormarsch, wie der Focus vermeldete.

Natürlich sind diese ganzen Erhebungen und statistischen Analysen methodisch extrem fragwürdig. So bezieht etwa die Oxfam-Studie nettoverschuldete Haushalte als Teil der ärmsten Hälfte der Bevölkerung ein - mit dem absurden Ergebnis, dass etwa ein Harvard-Student, der ein hohes Studiendarlehen aufgenommen hat zu den Ärmsten dieser Welt gerechnet wird, und das trotz exzellenter Berufsaussichten und zukünftig sehr hoher Einkommensströme. Oder anderes gesagt: Mein 7-jähriger Sohn mit einem Sparschwein-Nettovermögen von 20 Euro ist schon reicher als ein Drittel der Weltbevölkerung.

Man könnte hier jetzt noch weiter argumentieren uns sinnieren, z.B. über die Frage, inwiefern staatliche Rentenansprüche oder zukünftige Erbschaften  wirklich unberücksichtigt bleiben sollten und somit das verzerrte Bild einer massiv ungleichen Reichtumsverteilung in Deutschland entsteht.

Doch darum geht es mir heute nicht. Nehmen wir einmal an, dass es tatsächlich eine wachsende Ungleichheit bei den Vermögen und Einkommen gäbe. Wäre dies denn an sich schlimm? Oder geht es nicht im Kern darum, ob für die Mehrheit der Bevölkerung der objektive Wohlstand in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist? Doch wie kann man Wohlstand tatsächlich sinnvoll messen und vergleichen?

Ich habe mir einmal den Spass gemacht und virtuell einen alten Neckermannkatalog (nämlich den von 1970) hervorgekramt. Dann habe ich anhand des vom statistischen Bundesamt jährlich berechneten Durchschnittsentgeltes recherchiert, wie hoch der stündliche Bruttolohn eines Arbeitnehmers in 1970 lag. Nämlich genau bei 6.67 DM (Bruttojahresentgelt geteilt durch 2000 Arbeitsstunden pro Jahr). Im Jahre 2015 lag der durchschnittliche Stundenlohn laut Statistik bei 14.94 Euro. Wenn man bedenkt, dass die Arbeitszeiten in 1970 länger und die Zahl der Urlaubstage geringer war, ist die Rechnung sicher für das Jahr 1970 eher optimistisch und für 2015 eher pessimistisch, da der gleiche Teiler von 2000 Jahresarbeitsstunden verwendet wurde. Steuern und Lohnnebenkosten bleiben unberücksichtigt - liegen sicher heutzutage aber deutlich höher als 1970.

Im nächsten Schritt habe ich mir einige Güter des täglichen Lebens aus dem Neckermannkatalog ausgesucht und berechnet, wie viele Stunden der durchschnittliche Arbeitnehmer dafür arbeiten musste. Verglichen wurde jeweils mit einem ähnlichen (wenn auch in vielen Fällen technisch weit überlegenen Produkt von Amazon.de, Stand heute).

Arbeitsaufwand pro Konsumgut

Produkt                              Arbeitsstunden: 1970                            2015

Farbfernseher                    239  (1598 DM)                                   20 (299 EUR)

Herrenoberhemd                6.5 (43 DM)                                         2.5 (37 EUR)

Fahrrad (Bonanza)            28.4 (189 DM)                                     12.6 (189 EUR)

Plattenspieler                   25.3 (169 DM)                                     9.3 (139 EUR)
                                                                                              (Kompaktanlage)

Die Reihe könnte man endlos fortsetzen: Autos, Lebensmittel, Reisen, ja sogar Mieten erforderten 1970 viel höheren Arbeitsaufwand als 2015! Praktisch alle gängigen Konsumgüter und Dienstleistungen mussten im Jahre 1970 viel härter erarbeitet werden. Der Arbeitsaufwand lag in Stunden mindestens doppelt so hoch, teilweise aber auch zehnmal so hoch wie 2015. Und wir reden hier über den statistischen Durchschnittsverdiener. Dieser Vergleich zeigt, dass es kompletter Unsinn ist, dass der Mittelstand in Deutschland seit Jahrzehnten immer ärmer wird. Im Gegenteil - der Wohlstand für den Otto-Normalbürger hat sich seit 1970 vervielfacht. Zusätzlich gilt es zu bedenken, dass die Qualität der Produkte heute um ein vielfaches besser ist als 1970: Farbfernseher gegen Flatscreen, Plattenspieler gegen Hifi-Kompaktanlage, Herrenoberhemd aus synthetischer Faser gegen hochwertiges Baumwollhemd etc. etc.

Es ist die Marktwirtschaft und der technische Fortschritt, welche dieses Produktivitätswunder erst ermöglicht haben.  Untergangspropheten, Armutsbeschwörer und linke Umverteilungsfantasten liegen schlicht falsch. Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Unser Wohlstand ist in den letzten 45 Jahren drastisch gewachsen.

Sonntag, 24. Januar 2016

Wie technischer Fortschritt Preise fallen lässt

Kosten für Datenspeicherung von 1 GB:

1981 $300K
1987 $50K
1990 $10K
2000 $10
2004 $1
2012 $0.10
2015 FREE 15GB —Google Drive


Source: https://twitter.com/ValaAfshar