Mittwoch, 1. November 2017

Politiker und Steuern: Aber wir investieren doch!

Gestern Abend fand die Vorstellung der Kandidaten für das Amt des Kreuzlinger Stadtpräsidenten statt. Fünf Herren und eine Dame - von SP bis SVP stellten sich dem Wahlvolk in einer gutbesuchten Versammlung. Immerhin 450 Einwohner der 20'000-Seelen-Stadt Kreuzlingen hatten sich in die Dreispitzhalle begeben.

Wichtigstes Thema war die finanzielle Lage der Gemeinde und die anstehenden Grossinvestitionen (Stadthaus, Schwimmhalle, Kulturzentrum, Parkhäuser usw.). Es geht dabei um ein dreistelliges Millionenvolumen. Derzeit befindet sich die Stadt haushalterisch im Plus beim Vermögen. Der Steuerfuss liegt jedoch trotzdem deutlich über dem kantonalen Durchschnitt. Mit den Investitionen wird man sich zukünftig irgendwo im Bereich von 50-70 Millionen Franken verschulden.

Donnerstag, 14. September 2017

Marx, der Zombie

Vor 100 Jahren fand die Oktoberrevolution in Russland statt. Damit begann ein sattsam bekanntes Sozialexperiment, das circa 100 Millionen Menschen weltweit das Leben kostete. Die Theorien von Karl Marx, in der Praxis umgesetzt, führten zu Gewalt, Krieg, Unterdrückung und Tod - nicht nur einmal, sondern wieder und wieder. Selbst heutzutage kann man in Venezuela, Nordkorea und Kuba immer noch live besichtigen, was die Marxschen Theorien real anrichten. Doch dies hält Akademiker und Professoren nicht davon ab, Karl Marx ewiglich wiederzubeleben und wie einen bluttriefenden Zombie durch die Presselandschaft zu treiben.

Samstag, 2. September 2017

Harvey - oder wie der Kapitalismus uns vor Unwettern schützt

Bret Stephens schreibt in der New York Times (Nachdruck Tampa Bay Times), dass die Wahrscheinlichkeit an einer Naturkatastrophe zu sterben in den USA über die letzten hundert Jahre um den Faktor 20 gefallen ist:

Climate activists often claim that unchecked economic growth and the things that go with it are principal causes of environmental destruction. In reality, growth is the great offset. It’s a big part of the reason why, despite our warming planet, mortality rates from storms have declined from 0.11 per 100,000 in the 1900s to 0.04 per 100,000 in the 2010s, according to data compiled by Hannah Ritchie and Max Roser. Death rates from other natural disasters such as floods and droughts have fallen by even more staggering percentages over the last century.

Freitag, 18. August 2017

Wie der Staat bei Airberlin privaten Gläubigern 150 Millionen Euro vorenthält

Die Bundesrepublik Deutschland hat Airberlin einen Überbrückungskredit von 150 Mio. Euro gewährt. Damit soll der Flugbetrieb für die nächsten drei Monate gesichert werden. Effektiv ist der Konkurs aber nicht abgewendet worden. Während der nächsten drei Monate wird Airberlin keine Gewinne erwirtschaften, sondern den Kredit der Bundesregierung einfach aufzehren.

Dienstag, 25. Juli 2017

Die natürliche Tendenz zum Machtmissbrauch in der Demokratie

The very principle of constitutional government requires it to be assumed, that political power will be abused to promote the particular purposes of the holder; not because it always is so, but because such is the natural tendency of things, to guard against which is the especial use of free institutions. (John Stuart Mill, Considerations on Representative Government)

Das zentrale Prinzip einer verfassungsmässigen Ordnung muss zwingend annehmen, dass politische Macht missbraucht wird, um die speziellen Ziele des Machthalters zu befördern; dies nicht, weil es immer so ist, sondern weil es die natürliche Tendenz der Dinge ist. Sich gegen solches zu verteidigen ist der spezifische Nutzen freier Institutionen. (John Stuart Mill)

Freitag, 30. Juni 2017

Ich schäme mich

Ich schäme mich heute dafür, dass ich bis 1999 Mitglieder der gleichen Partei wie Herr Maas war. Die SPD, die unter Bismarck (Sozialistengesetzte) und unter den Nazis selbst massiver Verfolgung und Zensur ausgesetzt war, wird heute zu einer Partei, die der Zensur Vorschub leistet. Nicht dass man das "Netzwerkdurchsetzungsgesetz" mit der unseligen Vergangenheit gleichsetzen sollte. Es ist jedoch für einen Rechtsstaat inakzeptabel, dass er die Entscheidung darüber, welche öffentlichen Meinungsäusserungen erlaubt bzw. strafrechtlich relevant sind, an private Unternehmen auslagert, statt diese Beurteilung einem gängigen rechtsstaatlichen Verfahren zu unterwerfen. Traurig. Sehr traurig.
Bundestag bei der Abstimmung zum Netzwerkdurchsetzungsgesetz am 30.6.2017 (Quelle: Facebookprofile von Joachim N. Steinhöfel)

Montag, 5. Juni 2017

Die selbstzufriedene Klasse


Die selbstzufriedene Klasse, oder wie der Titel des aktuellen Buches von Tyler Cowen lautet "The Complacent Class"

"...beschreibt die wachsende Zahl von Menschen in unserer Gesellschaft, die den Widerstand gegen neues, anderes und herausforderndes akzeptieren, begrüssen oder sogar durchsetzen."

Tyler Cowen zeichnet ein Land, in dem die Menschen über 50%  weniger umziehen als noch vor 50 Jahren, in dem es immer weniger Start-ups  gibt, in dem die Menschen immer länger bei einem Arbeitgeber bleiben, wo die Konzentration grosser Firmen in den Märkten zunimmt  und das durchschnittliche Alter der Bevölkerung immer weiter steigt. Kurz gesagt, er beschreibt ein Land der satten Stagnation, der selbstgefälligen Lähmung und der Innovationslosigkeit. Professor Cowen - einer der herausragenden, eher libertär angehauchten Ökonomen der USA - belegt alle diese Entwicklungen mit einer Vielzahl von statistischen Details, Beobachtungen und Anekdoten aus dem Alltag der heutigen US-Gesellschaft. Eine gesellschaftliche Diagnose, die aber auch genauso gut (wenn nicht sogar noch besser) auf die heutigen westeuropäischen Gesellschaften passt.

Für diese Entwicklung  gibt es eine Vielzahl von Ursachen: demographische Verschiebungen hin zu einer überalterten Gesellschaft, sinkende Arbeitsproduktivität durch geringe Innovationsraten, Risikoaversion einer weitgehend gesättigten Gesellschaft oder eine Vielzahl von Regulierungen und Vorschriften, die die Gesellschaft lähmen. Neue Erfindungen, die "grossen Würfe" fehlen. Während zwischen 1850 und 1950 Elektrizität, Automobil, Flugzeug, Massenproduktion und Antibiotika das Leben der meisten Menschen umwälzten und tiefgreifend verbesserten, ist in unserer Zeit lediglich die Informationstechnologie und das Internet als Grossinnovation aufzuführen. Und diese Technologie führt oft genug dazu, dass die Menschen immer bequemer und isolierter werden - man denke nur an Online-Shopping und die Filterblase der sozialen Netze.

Doch im Kern ist es die "Zirkularität der Geschichte", die zur Stagnation führt. Nach Jahrzehnten des Aufschwunges, des Wachstums und der Wohlstandszunahme besteht für die "Klasse der Selbstzufriedenen" kein Anreiz mehr zu Innovation und Wandel. Ihre Welt erstarrt, jedoch nicht in einer unangenehmen Weise, sondern in einer Art Schlaraffenland ohne Wandel.

Doch dieser Zustand ist auf Dauer nicht haltbar. Risiken kündigen sich untergründig an. Druck bildet sich im gesellschaftlichen Kessel. Cowen sieht im Brexit, in der Wahl Trumps zum US-Präsidenten oder in sich zuspitzenden internationalen Konflikten, wie in Syrien oder auf der Krim Symptome eines heraufziehenden grossen "Resets". Niemand weiss, wie eine gesellschaftliche Umwälzung und ihre politischen Implikationen genau aussehen würde. Sicher ist nur, dass es eine wesentlich unruhigere, gewalttätigere und risikoreichere Welt wäre.

Cowen gibt keine Perspektive eines Auswegs aus der Selbstzufriedenheit und Selbstgefälligkeit unserer heutigen Zeit, mit der man einen abrupten "Reset" vermeiden könnte. Und dies ist auch die grösste Schwäche des Buches: Innovationskraft, Wandel, Risikobereitschaft, Offenheit für Neues und "grosse Würfe" sind Eigenschaften von Gesellschaften, die das Individuum und seine bürgerlichen Freiheiten respektieren. Sollte es nicht möglich sein, solche Reformen politisch umzusetzen? Krisenhafte Entwicklungen - seien es Brexit oder Verteilungskonflikte - ergeben auch immer politische Chancen. Entschiedene liberale Kräfte können dies nutzen und so die Gesellschaft verändern. Vielleicht wird dann aus der selbstzufriedenen Klasse wieder die innovative und produktive Klasse, die soviel für unseren Wohlstand, unsere Sicherheit und unseren Fortschritt erreicht hat.

Trotz dieser Einschränkungen ein durch und durch empfehlenswertes, scharfsinniges Buch. 

Montag, 1. Mai 2017

"Geld bleibt hier"?

Die Befürworter der "Energiestrategie 2050" in der Schweiz werben mit dem Spruch "Geld bleibt hier" um Stimmen bei der Volksabstimmung, die am 21. Mai 2017 stattfinden wird:
"Einheimische, erneuerbare Energien nutzen, ist besser als Milliarden für Energie-Importe verschwenden." (Website der Pro-Kampagne)
 Darin zeigt sich (wiederholt) ein grobes Fehlverständnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge. Nahegelegt wird in dieser Kampagne, dass es besser sei, in der Schweiz Geld für einheimische Investitionen in Solar-, Wind- und Wasserkraft zu tätigen (auch wenn man sie subventionieren muss, um am Markt konkurrieren zu können), als Energie aus dem Ausland in Form von Gas, Öl oder anderen Energieformen zu importieren.

Doch hier liegt der Irrtum: Denn es ist für eine Volkswirtschaft unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in jedem Fall besser Güter zu importieren, die im Ausland günstiger erworben werden  können als diese selbst zu erzeugen. Einige Beispiele: Würde es Sinn machen Kokosnüsse in der Schweiz in Gewächshäusern anzubauen statt zu importieren (Geld bleibt ja hier...)? Oder Seefische in künstlichen Salzwasserfarmen in den Schweizer Alpen zu züchten (Geld bleibt auch hier....)? Oder etwa in grossem Stil neue Stahlgiessereien entlang des Rheins zu errichten, um das viele Geld, das man für Stahl im Ausland ausgibt, hierzulande auszugeben? Kein Mensch würde diese Fragen ernsthaft mit Ja beantworten. Doch beim Import günstiger Energie sieht es auf einmal ganz anders aus. Hier will man darauf verzichten und auf teure Eigenproduktion setzen. Denn was nicht vergessen werden darf: Jeder Franken, der in diese teuren Energieformen fliesst, kann an anderer Stelle nicht mehr investiert werden. Es entsteht also ein Schaden im Sinne alternativer Projekte, die nicht zum Zug kommen.

Und wem dabei der Gedanke kommt, dass es bei der ganzen Kampagne nicht darum geht, das "Geld hier zu lassen", sondern das Geld aus den Taschen von Frau und Herrn Schweizer in die Taschen der Erzeuger von (teuren) so genannten erneuerbaren Energien umzuverteilen, der könnte auf dem richtigen Pfad sein.

Mittwoch, 29. März 2017

Woher der Hass auf den Liberalismus kommt

 Wer verstehen will, woher die schwache Position des Liberalismus in Deutschland kommt, der unsinnige und irrationale Hass und die Schmähung von Liberalen und "Neoliberalen" quer durch das politische Spektrum von Konservativen bis Sozialisten, der muss etwas graben: Schon im 19.Jahrhundert haben Sozialdemokraten und Konservative (Bismarck) gemeinsam die "Manchesterpartei" und die deutschen Freihandelsanhänger bekämpft und verunglimpft. Obwohl es die liberale Bewegung war, die die Voraussetzungen zur erfolgreichen Industrialisierung und damit Armutsbekämpfung im Deutschen Reich geschaffen hatten, mussten sie sich später von Sozialisten und konservativen Agrariern polemisch in die Ecke drängen lassen. Ein Schelm, wer dabei nicht an die heutigen Diskussionen zu CETA, TTIP und dem angeblichen "Turbokapitalismus" oder auch "ungezügelten Neoliberalismus" denkt, welche immer wieder von den "Sozialisten in allen Parteien" (Hayek) angezettelt werden. Ralph Raicos unsterbliches geschichtswissenschaftliches Werk "Die Partei der Freiheit" skizziert dies eindrücklich:

"Wenn dem deutschen Liberalismus als Ganzem eine relative Geringschätzung und Verhöhnung zuteil wurde, so gilt dies in noch höherem Masse für den Wirtschaftsliberalismus und seine locker organisierte Erscheinungsform, die deutsche Freihandelsbewegung (...) Wie ein Führer der Freihändler vermerkte, war es Ferdinand Lassalle [SPD-Führer], der das Schmähwort 'Manchestertum' erfand (...) Der Angriff per Terminologie zeigte Lasalles politischen Scharfsinn; man könnte fast sagen, dass er den ganzen Fall von Anfang an entschied. Durch ihn wurden die deutschen Gelehrten, Journalisten und Politiker, die für eine liberale Wirtschaft eintraten, als Aussenseiter gebrandmarkt, als Verfechter einer fremden Ideologie einer Nation, England, die vielfach beneidet und der oft misstraut wurde. Zusätzlicher Nutzen wurde daraus gezogen, dass man die Lehre vom internationalen Freihandel mit dem Makel belastete, sie nutze eher den englischen als den deutschen Interessen. Das Manchestertum setze sich für den Freihandel ein, weil dieser im Interesse Manchesters, d.h. der britischen Industrie liege. Schliesslich konnte die ganze Ladung antiliberaler Schlagworte und verzerrender Begriffe ... der polemischen Verwendung zugänglich gemacht werden."
Ralph Raico, Die Partei der Freiheit, 1999, S. 29 f.


Dienstag, 21. Februar 2017

Linke und Trump: Fünf fatale Parallelen

Der Faschismus ist zurück, so hört man. Denn Mussolini und Hitler haben offensichtlich einen Wiedergänger gefunden, wenn es nach Spiegel, Zeit , TAZ oder Süddeutscher geht.  Die Hysterie deutscher Leitmedien will sich auch Wochen nach Donald Trumps Amtseinführung kaum beruhigen.

Dabei weisen grosse Teile der Agenda Trumps erstaunliche Übereinstimmung mit Forderungen von SPD, Grünen oder Linken auf. Doch auf der Linken will keiner etwas davon wissen, wenn es um die eigene Verantwortung für den Aufstieg rechtspopulistischer oder nationalistischer Parteien und Politiker geht. Anhand von fünf Punkten sollen die Parallelen von linker und rechter Politik nachgegangen werden. Es zeigt sich, dass Globalisierungsfeindlichkeit, Protektionismus, Abschottung eigener Märkte und Nationalismus schon lange vor Trump das Markenzeichen linker Politik waren:

Parallele 1: Die Abschaffung des Freihandels ist eine alte Forderung linker Politker und Organisationen. Noch vor wenigen Monaten sind in Deutschland Hunderttausende gegen TTIP und CETA auf die Strasse gegangen. The Donald hätte sich ohne weiteres einreihen können.

Parallele 2: Nationalisierung statt Globalisierung. Denn angeblich bringt Globalisierung Ungleichheit. So hören wir  seit Jahr und Tag von den Genossen. Und Donald Trump sagt es keinen Deut anders. Nicht Wachstum und Wohlstand sind die Folgen einer globalisierten Wirtschaft, in der Menschen, Waren und Dienstleistungen Grenzen überwinden können, sondern angeblich Verarmung und die Abschaffung des Mittelstandes. Eine falsche Analyse, die aber bis auf Punkt und Komma von Donald Trump geteilt wird.

Parallele 3: Unproduktive Branchen müssen geschützt werden. Auch das ist eine altbekannte Forderung von Gewerkschaften. Ob Stahlindustrie oder Kohlebergbau - an erster Stelle standen und stehen immer die Gewerkschaften mit ihren Forderungen nach Subventionen und Erhalt von Arbeitsplätzen, die längst obsolet geworden sind. Ein Schlachtruf, den auch der neue amerikanische Präsident sich zu eigen gemacht hat.

Parallele 4:  Eine Mauer gegen Migranten. Während Donald Trump an der Südgrenze der USA zu Mexiko eine Mauer errichten will, funktioniert die Abschottung linker Politik subtiler: Mit einem Mindestlohn schliesst man unqualifizierte Arbeitskräfte vom Arbeitsmarkt aus (und ist noch stolz darauf, "Lohndumping" bekämpft zu haben). Gerade Migranten ohne ausreichende Sprachkenntnisse werden kaum zu Mindestlöhnen beschäftigt, so ist ihnen der Einstieg in den Arbeitsmarkt verbaut und die einheimischen Arbeitskräfte werden geschützt. Nationalismus auf Gutmenschenart.

Parallele 5: "Buy local" fast schön wie "America first". Der Aufruf, Produkte des täglichen Bedarfs möglichst lokal oder regional zu beschaffen, darf auf keinem grün-ökologischen Manifest fehlen.  Angeblich ist die Ökobilanz regional produzierter Güter besser als die global produzierter, daher werden Konsumenten aufgefordert ihren Konsum auf regionale Produzenten zu beschränken - vor allem in der Landwirtschaft, aber auch darüber hinaus. Die Begründung ist bei Trump zwar eine andere, die politische Forderung bleibt die gleiche.

All diese politischen Forderungen sind seit Jahrzehnten Kernbestand linker Programmatik. Gepredigt und verbreitet bei jeder Gelegenheit und tief im politischen Selbstverständnis grosser Teile der Bevölkerung verankert. Es ist kein Wunder, dass ein Populist wie Trump hier ansetzen kann und die politische Ernte einbringen, deren Saat schon lange von seinen heimlichen Verbündeten auf der Linken ausgebracht wurde. Es wäre zu wünschen, dass die die heute lauthals vom "Faschismus im Weissen Haus" schwadronieren einmal in sich gehen würden und darüber reflektierten, welchen Anteil sie selbst daran haben.


Montag, 13. Februar 2017

Flucht vor der Eigenverantwortung



"Ich habe diese Flucht vor der Eigenverantwortung drastisch genug gekennzeichnet, wenn ich sagte, daß, falls diese Sucht weiter um sich greift, wir in eine gesellschaftliche Ordnung schlittern, in der jeder die Hand in der Tasche des anderen hat Das Prinzip heißt dann: Ich sorge für die anderen und die anderen sorgen für mich! Die Blindheit und intellektuelle Fahrlässigkeit, mit der wir dem Versorgungs- und Wohlfahrtsstaat zusteuern, kann nur zu unserem Unheil ausschlagen."
Ludwig Erhard, Wohlstand für Alle (1957)

Samstag, 28. Januar 2017

Politik und wirtschaftliche Zusammenhänge - Blödheit trifft Ignoranz

Vor einigen Tagen konnte man sich das jährliche Ritual der Oxfam-Ideologen zu Gemüte führen: Acht Milliardäre besitzen angeblich soviel Reichtum wie die Hälfte der Menschheit. Nicht nur, dass die Zahlen weitgehend aus der Luft gegriffen waren, um nicht zu sagen "postfaktisch manipuliert", ganz grundsätzlich zeugt es von völligem ökonomischen Unverstand, dass diese Kampagne von "Ungleichheit = Verarmung" wieder und wieder in der Öffentlichkeit zelebriert wird. Dazu nur so viel: Die gleich(gemacht)esten Gesellschaften waren und sind auch immer die ärmsten: Sowjetunion, China vor der kapitalistischen Wende, DDR, Kuba, Nordkorea.... Man könnte hier jetzt lange argumentieren, von wegen Kapitalakkumulation als Bedingung des wirtschaftlichen Wachstums, dass die genannten "Superreichen" ausnahmslos ihr Geld in Produktivvermögen stecken haben und hunderttausende von Arbeitsplätzen geschaffen haben etc. etc.

Doch heute will ich ein anderes Beispiel bringen: Vor wenigen Tagen hat Donald Trump, den Mexikanern beschieden, dass sie für seine Mauer an der Grenze zu zahlen hätten, und zwar durch eine 20% Einfuhrsteuer auf alle mexikanischen Waren. Diese Aussage allein ist so ignorant ud zeugt von primitivstem Merkantilismus, dass man es eigentlich unkommentiert lassen sollte. Doch leider denken zu viele Menschen wie Trump.

Wer bezahlt also die 20%ige Einfuhrsteuer? Natürlich muss diese von den US-Konsumenten berappt werden. Gleichzeitig werden die Einfuhren von Mexiko in die USA sinken, da manche US-Konsumenten den höheren Preis nicht bezahlen können oder wollen. Also werden Arbeiter in Mexiko dadurch geschädigt werden (Arbeitsplatzverluste, Kurzarbeit etc.). Gleichzeitig werden die US-Konsumenten dann ggf. Ersatzprodukte kaufen, die aber teurer sind als die bisher erstandenen in Mexiko gefertigten Waren.

Fazit: Der amerikanische Kunde zahlt für Trumps Mauer. Er muss auch mit höheren Preisen für viele Produkte fertig werden. Gleichzeitig verliert die mexikanische Wirtschaft Kunden und wird daher unter Umständen Schaden erleiden. Es handelt sich also um ein Spiel mit lauter Verlierern (ausser Mr. Trump, der jetzt seine sinnlose Mauer mit dem erpressten Geld seiner Wähler bauen kann).

Trump tut also genau das Gegenteil von dem, was er versprochen hat: Er belastet seine Wähler und diese müssen obendrein für die Mauer zahlen. Es ist doch auffallend, wie sehr sich linksradikale und rechts-populistische Kräfte in ihrer Ignoranz, ja Feindseligkeit gegenüber einfachsten ökonomischen Zusammenhängen gleichen. Es gibt ein gegenseitiges Aufschaukeln und hohe Übereinstimmung im gemeinsamen Feindbild des "Neoliberalismus". Ja, man kann sogar die These aufstellen, dass ein Rechtspopulist wie Donald Trump erst durch die jahrelange Propaganda der Linken möglich wurde, die ohne Unterlass die Mär der Ungleichheit, Verarmung und Polarisierung der Gesellschaft verbreiten. So entsteht bei vielen Wählern der Eindruck, dass man selbst von gesellschaftlichem Abstieg bedroht ist und "unfair" behandelt wird - von "denen da oben". Die Ernte dieser Saat können dann die Trumps, Le Pens oder Hofers einfahren, welche nicht nur eine antiliberale Ideologie vertreten, sondern auch noch obendrein die rassistische Karte spielen.


Samstag, 21. Januar 2017

Neoliberal in zwei Sätzen

Aus "Die Partei der Freiheit" von Ralph Raico:

"Ihr (der Neo- und Ordoliberalen) Leitbild war nicht der 'totale Staat' oder die unbeschränkte Herrschaft einer vermeintlichen 'Avantgarde des Proletariats', sondern eine Gesellschaft, in der der Rechtsstaat die Freiheit des einzelnen schützt. In einer Gesellschaft freier Menschen sollte nicht nur die politische , sondern auch - und das ist ein besonderes Anliegen des Neoliberalismus - die wirtschaftliche Macht in ein System von Regeln eingebunden werden, das willkürliche Zwangsausübung verhindert oder im Idealfall sogar ganz vermeidet."
(Christian Watrin, Vorwort zu "Die Partei der Freiheit" von Ralph Raico, 1999)
 Oder, auf die heutige Zeit gemünzt, das genaue Gegenteil des Nationalismus und der protektionistisch-merkantilisitschen Vorstellungen eines Donald Trump wie auch der Anti-Globalisierungs- und Anti-Freihandels-Ideologie weiter Teile der politischen Linken.

Montag, 16. Januar 2017

Wie Protektionist Trump schon heute Mexikos Exporte nach USA fördert

Seit Wochen redet und twittert Donald Trump nun Drohungen, dass er Firmen, die in Mexiko produzieren lassen mit hohen Zöllen belegen will. Ford, GM, Toyota und BMW haben alle schon ihr Fett wegbekommen. 35% Einfuhrsteuer stehen im Raum.

Doch was ist der reale Effekt der Trumpschen Tiraden: Der US-Dollar steigt und der Mexikanische Peso fällt bereits jetzt. In den letzten drei Monaten um rund 20 Prozent (siehe Grafik).





Im Effekt ist also der Export mexikanischer Waren nach USA bereits um 20% günstiger geworden, mexikanische Arbeiter im Vergleich zu US-Arbeitern desgleichen. Was passiert, wenn Trump seine protektionistischen Pläne tatsächlich umsetzt? Genau, der Peso wird weiter fallen, der Dollar weiter steigen. Die Zölle somit völlig wirkungslos, aber die US-Produzenten auf Dauer benachteiligt. Well done, Mr. Trump! Ein weiteres Beispiel, wie schöne (?) Pläne von Politikern an der Realität der Märkte scheitern.