"Einheimische, erneuerbare Energien nutzen, ist besser als Milliarden für Energie-Importe verschwenden." (Website der Pro-Kampagne)Darin zeigt sich (wiederholt) ein grobes Fehlverständnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge. Nahegelegt wird in dieser Kampagne, dass es besser sei, in der Schweiz Geld für einheimische Investitionen in Solar-, Wind- und Wasserkraft zu tätigen (auch wenn man sie subventionieren muss, um am Markt konkurrieren zu können), als Energie aus dem Ausland in Form von Gas, Öl oder anderen Energieformen zu importieren.
Doch hier liegt der Irrtum: Denn es ist für eine Volkswirtschaft unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in jedem Fall besser Güter zu importieren, die im Ausland günstiger erworben werden können als diese selbst zu erzeugen. Einige Beispiele: Würde es Sinn machen Kokosnüsse in der Schweiz in Gewächshäusern anzubauen statt zu importieren (Geld bleibt ja hier...)? Oder Seefische in künstlichen Salzwasserfarmen in den Schweizer Alpen zu züchten (Geld bleibt auch hier....)? Oder etwa in grossem Stil neue Stahlgiessereien entlang des Rheins zu errichten, um das viele Geld, das man für Stahl im Ausland ausgibt, hierzulande auszugeben? Kein Mensch würde diese Fragen ernsthaft mit Ja beantworten. Doch beim Import günstiger Energie sieht es auf einmal ganz anders aus. Hier will man darauf verzichten und auf teure Eigenproduktion setzen. Denn was nicht vergessen werden darf: Jeder Franken, der in diese teuren Energieformen fliesst, kann an anderer Stelle nicht mehr investiert werden. Es entsteht also ein Schaden im Sinne alternativer Projekte, die nicht zum Zug kommen.
Und wem dabei der Gedanke kommt, dass es bei der ganzen Kampagne nicht darum geht, das "Geld hier zu lassen", sondern das Geld aus den Taschen von Frau und Herrn Schweizer in die Taschen der Erzeuger von (teuren) so genannten erneuerbaren Energien umzuverteilen, der könnte auf dem richtigen Pfad sein.
Die rein wirtschaftliche Argumentation vergisst einen Punkt: Werden erneuerbare Energien in der Schweiz gefördert statt Ökostrom im Ausland gekauft, fließt ein Teil der verwendeten Gelder z. B. über Steuern oder Konsumausgaben in die Schweiz zurück.
AntwortenLöschenWichtiger aber erscheint mir Folgendes: Wer die erneuerbaren Energien fördern will, der kann dies über den Kauf von Ökostrom aus dem Ausland nicht so effektiv machen wie bei der direkten Förderung im Inland. Wird nämlich z. B. Wasserstrom aus Polen importiert, so besteht kein Einfluss darauf, ob in Polen neue Ökostrom-Kraftwerke gebaut werden. Entscheidet sich Polen stattdessen für ein neues Kohlekraftwerk, so würde der Ökostrom-Export nur dazu führen, dass sich der Strommix für polnische Stromverbraucher zu Lasten der Erneuerbaren verschlechtert. Der Effekt des Ökostrom-Imports wäre verpufft.
Wer sich über aus marktliberaler Sicht über die Förderung der erneuerbaren Energien ärgert, der muss sich noch vielmehr darüber ärgern, dass der Preis konventioneller Energie nur möglich ist, weil deren Kosten vergesellschaftet werden. So zahlt am Ende der Steuerzahler für die Folgen der Kilmaerwärmung oder den Atommüll. Da erscheint es doch sinnvoller, stattdessen erneuerbare Energien zu fördern.