Die Firma Rapha, mit Sitz in UK, stellt modische Bekleidung für Radsportler her. Trikots, Radhosen, Kappen, Sonnenbrillen, Socken und so weiter. Die Ware ist nicht billig, aber kommt bei der meist mittelalten, wohlhabenden und männlichen Kundschaft gut an. Der Radsportboom der letzten Jahre hat die Firma stark expandieren lassen. Vor einigen Tagen erreichte mich eine Mail der Firma, die ich nicht nur falsch, sondern empörend fand. Hier ein Ausschnitt:
"Wir schreiben dir nun, um unsere Position bezüglich der Social-Media-Aktivitäten von Chloé Dygert, der neuen Fahrerin von Canyon//SRAM Racing, klarzustellen. Im Juni billigte Chloé transfeindliche und rassistische Ansichten in den sozialen Medien. Rapha verurteilt diese Handlungen von ganzem Herzen, zumal sie beleidigend und spalterisch waren und weder im Radsport noch in der Gesellschaft einen Platz haben. (....) Am Ende dieses Prozesses sind wir davon überzeugt, dass Chloé sehr ernsten Fehlurteilen erlegen ist, was durch ihre unzureichende Entschuldigung noch verschlimmert wurde. (...)
Canyon//SRAM Racing hat bereits deutliche Schritte unternommen, um mit Chloé zu arbeiten und dazu einen externen Berater für Diversität und Inklusion bestellt. Ziel ist ein umfassendes Schulungsprogramm zu Diversität und Inklusion, das auf Dialog und Bildung setzt. Wir versprechen uns davon einen merklichen Einfluss auf das Team und darüber hinaus. (....)
Als Ergebnis unserer Gespräche der vergangenen zehn Tage, der Bereitschaft, die Chloé gezeigt hat sowie der zielführenden Maßnahmen, die Canyon//SRAM Racing einführt, wird Rapha das Team weiterhin unterstützen. Abschließend möchten wir unsere Haltung zu diesem Vorfall noch einmal klar formulieren. Diskriminierung hat keinen Platz im Radsport oder in der Gesellschaft, und wir sehen uns dazu verpflichtet, sie in allen ihren Formen zu bekämpfen, indem wir Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung im Radsport fördern.(....)"
Was hatte Chloé Dygert getan? Hat Sie den Ku-Klux-Klan unterstützt und zu Gewalt aufgerufen? Hat Sie andere Menschen an Leib und Leben bedroht? Weit gefehlt!
Die 23-jährige Radsportlerin hat einige Tweets von US-Präsident Donald Trump "geliked". Die grösste Empörung löste dabei der folgende Tweet von Trump aus: “Men who self-identify as women, are not actually women, just as children who self-identify as mermaids, are not actually fish.”Man kann nun von Donald Trump halten was man will und viele seiner Äusserungen sind grenzwertig, polemisch oder beleidigend. Fakt bleibt, dass der inkriminierte Tweet keinesfalls gegen geltendes Recht verstösst oder die Grenzen der Meinungsfreiheit überschreitet - weder in den Vereinigten Staaten noch in Europa.
Der Firma Rapha geht es darum, an der jungen Athletin ein Exempel zu statuieren, inklusive Schulungsprogramm, Umkehr und Busse. Chloé Dygard hat bereits ihre Likes wieder revidiert und - wie man der Mail von Rapha entnehmen kann - sich bereit erklärt, an einem "Schulungsprogramm" teilzunehmen.
Aus meiner Sicht ist es schlichtweg skandalös, dass Rapha hier die persönliche Meinungsfreiheit der Mitarbeiter des Fahrradteams einschränkt. Dabei ist Rapha nicht einmal der direkte Arbeitgeber der Athletin sondern lediglich ein eher unbedeutender Sponsor.
Rapha vertritt eine Agenda, die von Identitiätspolitik getrieben ist: Kritische Äusserungen über die Lobbypolitik, z.B. von bestimmten Transsexuellen-Organisationen, sollen aus dem Diskurs grundsätzlich ausgeschlossen werden. Wer sich diesem Konsens der Entmündigung nicht anschliesst, wird mundtot gemacht, einem so genannten "Shit Storm" von Pressure Groups auf sozialen Medien ausgesetzt und muss folglich mindestens umerzogen werden.
Diese Haltung steht in diametralem Widerspruch zu unserer freiheitlich-demokratischen Verfasstheit: Meinungsvielfalt, Diskussion und auch das Aushalten kontroverser Äusserungen sind dabei von zentraler Bedeutung. Wer diese Werte bedroht, bedroht die Grundlagen unserer Gesellschaft. Ein Unternehmen wie Rapha hat nicht die Aufgabe und nicht das Recht, die Meinungsäusserung von Individuen zu beschneiden. Wir sollten dies der Firma sehr deutlich machen.
Hier mein offener Brief an den CEO von Rapha, Simon Mottram:
I have received your mail regarding the social media activities of Chloé Dygert and Canyon/SRAM. Thank you for being transparent about this issue.
However, I am not willing to accept your points as they are in clear violation of principles of free speech and open conversation. Chloé’s liking of certain tweets of President Trump and other social media statements may be controversial but they are without any doubt within legal bounds of stating one’s personal opinion (in the U.S. as well as in all European countries). You or I may be opposed to her opinions or to President Trump’s (as I am, personally). You may state your own opinion and criticize her but you have no right to put pressure on this young athlete to make her revoke her statements and to force her to take part in a re-education program. Your argument that you have to do this in order to fight “discrimination” and “transphobe” or “racist” conduct is wrongful and – in my opinion – shameful. The limitation of free speech and the cancelling of individuals who state dissenting opinions is much more discriminating and violating diversity than whatever Chloe has done with “liking” certain tweets. Diversity is not only about black and white or different genders, it is first and foremost about diversity of thinking, diversity of opinion, diversity of political and philosophical viewpoints.
I have the suspicion that Rapha is promoting a certain agenda. It is an agenda that goes against our values of liberal democracy and open discussion. It is an agenda that weaponizes certain “identities” in order to pit them against other “identities”. In short it is an agenda that divides our society rather than to unite us. It is not my agenda. Therefore, you have - as of today - lost a very loyal and good customer.
Best regards,
Steffen
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