Schon Lenin wusste, dass man durch den Angriff auf deren Währung eine kapitalistische Wirtschaft zerstören kann. Eine kontraproduktive Geldpolitik kann für eine Volkswirtschaft tödlich sein. Die traumatische Erfahrung der Inflation der 1920er Jahre wiegt immer noch schwer im kollektiven Gedächtnis der Deutschen. Auch heute beobachten wir wieder kontroverse Diskussionen über die richtigen Geldpolitik und die optimale Rolle der Zentralbanken. Selbsternannte Keynesianer haben inzwischen das Ruder in den wichtigsten Zentralbanken der Welt fest im Griff. Trotz der seit vielen Jahren weltweit brummendern Konjunktur und gesundem Wirtschaftswachstum sind die Geldschleusen weiterhin voll geöffnet und die Zinsen auf historischem Tiefstand. Negativzinsen bei Staatsanaleihen sind heute die Regel. Man bezahl den Staat dafür, dass man ihm Geld leihen darf. Die staatliche Wirtschaftsstimulierung schiesst aus allen Rohren, obwohl die Arbeitslosigkeit in vielen Wirtschaftsräumen auf einem Rekordtief steht.
Im Vordergrund stehen politische Erwägungen: Staaten, Privathaushalte und Unternehmen haben im Angesicht der Tiefstzinsen einen unglaublichen Schuldenberg von über 250 Billionen $ aufgebaut. Höhere Zinsen würden diese Schulden für viele verschuldete Regierungen und Unternehmen untragbar machen. Gleichzeitig schiessen Asset-Preise in die Höhe: Immobilien, Aktien und andere Finanzinvestments erreichen immer neue fantastische Höchstkurse. Private Equity Gesellschaften sitzen inzwischen auf uninvestierten Mitteln von 2500 Milliarden $, welche händeringend nach neuen Investmentchancen suchen und die Preise für Firmenakquisitionen weiter nach oben treiben.
Der einzige Indikator der sich nur wenig nach oben bewegt sind die Konsumentenpreise. Dieses Phänomen ermöglicht den Zentralbanken ihre expansive Politik ungeniert und ungebremst fortzusetzen. Offensichtlich gibt es eine Reihe von Faktoren, welche die Konsumpreise unter Kontrolle halten: Einer davon scheint die starke Konkurrenz der Konsumgüterhersteller untereinander zu sein, welche durch Globalisierung und Welthandel Preise unter Druck setzt.
Hayek hat all diese Phänomene bereits in seinem Werk "Constitution of Liberty" scharf analysiert. Einzig das Phänomen (relativ) schwacher Konsumentenpreisinflation bei gleichzeitig stark geöffneten Geldschleusen konnte er nicht vorausahnen. Hayek wusste aber schon seinerzeit, dass nur eine strikte regelbasierte Geldpolitik die Zentralbank von einer übermässigen Politisierung bewahren kann:
"Die Argumente für strikte Regeln [in Bezug auf das Handeln von Zentralbanken] sind so stark, dass die Frage heute lediglich ist, wie weit es praktisch möglich ist, die Zentralbanken dadurch zu binden." (Constitution of Liberty, S.461)Im Prinzip befürwortete Hayek einen Goldstandard als weitgehend automatisierten und regelbasierten Wechselkurs- und Geldmengenmechanismus. Allerdings war er sich darüber im klaren, dass in unserer Zeit der Goldstandard aus pragmatischen Gründen keine Verwendung mehr finden konnte:
"...das Funktionieren des internationalen Goldstandards beruhte auf bestimmten Einstellungen und Annahmen, welche wahrscheinlich nicht mehr vorhanden sind. Er funktionierte v.a. auf der Basis der generellen Meinung, dass ein Ausschluss aus dem Goldstandard ein grosses Unglück und eine nationale Schande wäre." (S.462)
Hayek wusste auch um die drogenartige Abhängigkeit, welche eine Geldpolitik notwendig erleidet, die auf eine "leichte Inflation" als Wirtschaftsstimulanz abzielt. Während anfangs die leichte Inflation zu kurzfristig positiven Effekten auf die Konjunktur führt, braucht es davon im Laufe der Zeit immer mehr, um die Erwartungen der Wirtschaftsteilnehmer zu befriedigen. Man erkennt dies sehr gut an der derzeitigen Politik der EZB, die dauernd über neue Methoden und Ziele der Geldpolitik nachsinnt, die es erlauben sollen, mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen oder gar das Inflationsziel nach oben zu setzen.
"Sogar ein sehr moderates Level an Inflation ist gefährlich, da es die Hände der Politikverantwortlichen bindet, weil eine Situation entsteht in der jedesmal, wenn ein Problem entsteht, ein wenig mehr Inflation als der einzige Ausweg erscheint." (S.465)Doch was kann man tun, um dem Hayekschen Optimum näherzukommen? Entpolitisierung der Entscheidungen, Sicherung der Unabhängigkeit der Zentralbank von Regierungseinflüssen und die Vorgabe strikter Regeln und Ziele sind die wichtigsten Mechanismen. Dass die EZB mit ihrem Vorsitzenden Draghi und zukünftig mit der ausgebufften Politikerin Lagarde weiter davon entfernt ist denn je, ist ein Fakt europäischer Machtpolitk und französisch-südeuropäischer Dominanz in der EZB. Dass auch auf Seiten der USA Präsident Trump massiv auf die Fed Einfluss nimmt und es so zu einer Zinswende nach unten kam, obwohl bisher nur einige wenige sehr zaghafte Schritte vom Rekordtief nach oben erfolgt waren, ist kein Geheimnis.
Wahrscheinlich braucht es eine massive Finanz-und Wirtschafskrise, um die geldpolitischen Prioritäten wieder auf eine vernünftige Schiene zu bringen. Nur wenn die Zentralbanken merken, dass sie in einer heftigen Krise all ihr Pulver schon verschossen haben, werden sie sich auf ihre klassische Rolle zurückbesinnen. Dass im Falle einer solchen Krise, die angesichts globaler Blasen immer wahrscheinlicher wird, dann die üblichen Verdächtigen von linker und keynesianischer Seite die Krise wieder dem globalen, entfesselten Kapitalismus anhängen werden, kann schön heute prognostiziert werden. Es sei ihnen aber auch schon heute gesagt, dass ihre eigenen Rezepte expansiver Geldpolitik Ursache dieser (wie auch schon der vergangenen) Krise sind. Mit dem Kapitalismus hat das gar nichts zu tun.
"Es gibt wahrscheinlich nichts, was entmutigender ist als der Fakt, dass so viele intelligente und wohlinformierte Menschen, die in allen anderen Beziehungen die Freiheit verteidigen würden, durch den kurzfristigen Nutzen einer expansiven Geldpolitik dazu verleitet werden, eine Politik zu unterstützen, die auf lange Sicht die Grundfesten einer freien Gesellschaft zerstört." (S.465)
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