Freitag, 12. März 2021

"Comparable Worth Index" - Karl Marx durch die Hintertür

Rund um den so genannten internationalen Frauentag an jedem 8. März wird allenthalben die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern beschworen. Seit ein paar Jahren propagieren die Vertreter der Genderwissenschaften dabei ein neues (aber im Kern sehr altes) Konzept: Der Comparable Worth Index


"Ausgangspunkt für die empirischen Analysen des Forschungsprojektes ist die Bildung eines Indexes („Comparable Worth Index“), mit dem die jeweiligen Anforderungen und Belastungen in unterschiedlichen Berufen umfassend und geschlechtsneutral erfasst und verglichen werden können (vgl. Glossar). Anhand der Indexwerte können dann Berufe identifiziert werden, die gleich hohe Arbeitsanforderungen und ‑belastungen aufweisen (Gleichwertigkeit) bzw. kann ermittelt werden, in welchen Berufen die Arbeitsanforderungen und -belastungen jeweils höher oder niedriger ausfallen als in anderen. Dabei gilt: Je höher der Indexwert eines Berufes, desto höher sind dort die Anforderungen und Belastungen; Berufe mit gleichem Indexwert weisen hingegen ein vergleichbares Anforderungs- bzw. Belastungsniveau auf." 

Diese Bewertung von Arbeit anhand von Anforderungen und Belastungen kann dann dazu genutzt werden ganz unterschiedliche Berufe vergleichbar zu machen und entsprechende Schlüsse zur Ungleichbehandlung zu ziehen

"Mit dem CW-Index erzielte Messergebnisse stehen oft im Kontrast zu von Stereotypen geprägten Alltagsvorstellungen. Wenig überraschend, haben die so genannten „nichtakademischen Krankenpflege- und Geburtshilfefachkräfte“ nach dieser Messmethode einen relativ hohen CW-Index von 28 Punkten bei einer weit niedrigeren Bezahlung als andere Berufe mit demselben CW-Index, wie beispielsweise Ingenieure und Mittelschul-Lehrkräfte."

 Besonders gewerkschaftsnahe Wissenschaftler und Vertreterinnen der genderidentitären Bewegung versuchen über dieses Instrument bestehende Lohnungleichheiten zwischen Frauen und Männern als Ergebnis von Diskriminierung und Stereotypen zu erklären, da ja Berufe mit gleichen Anforderungen und Belastungen auch gleich zu entlohnen seien. 

Im Kern bezieht sich dieses Konzept auf die Marxsche Arbeitswerttheorie, wonach der Wert eines Produktes im kapitalistischen Markt sich nach der dafür aufgewendeten Arbeitszeit bestimmt. Comparable Worth fügt dieser Theorie noch die Komponenten Anforderung und Belastung hinzu. Letztendlich ist also - nach dieser Theorie - der Wert einer Tätigkeit danach zu bemessen, wieviel Zeit, welche Anforderungen und Belastungen auf die Produktion einer Dienstleistung oder einer Ware notwendig sind. 

Somit ist also eine über Jahre ausgebildete Krankenpflegerin, die möglicherweise sehr belastende Nachtschichten arbeitet, deutlich höher in diesem Index zu bewerten als der millionenschwere Profifussballer, der nur ein paar Stunden pro Woche spielt und und auch wenig an formaler Ausbildung erhalten hat. Es ist also eine schreiende Ungerechtigkeit, dass ein Ronaldo in jedem Monat Millionen verdient während die Krankenpflegerin sich  mit 4000 Euro begnügen muss. 

Doch sind diese Unterschiede tatsächlich mit Diskriminierung und Stereotypen zu erklären oder sind ganze andere Kräfte am Werk?

An dem Vergleich zwischen Pflegekraft und Fussballer erkennt man  den Kardinalfehler der "Comparable-Worth-Theorie": Denn in einer Marktwirtschaft bemisst sich der Lohn für eine Arbeit eben nicht an den Anforderungen und Belastungen der Tätigkeit. Diese spielen nur eine vermittelnde Rolle. Die Höhe des Lohns bemisst sich viel mehr an der Produktivität des Arbeitnehmers. Der Arbeitnehmer wird dafür bezahlt, welche Leistung oder welches Produkt er oder sie für den Arbeitgeber herstellt. Je wertvoller dieses Produkt am Markt ist, desto höher ist naturgemäss der Lohn. Nehmen wir als Beispiel Ronaldo: Seine unglaublichen Erfolge bei der Torbilanz, seine spielerische Eleganz und damit seine positive Wirkung als Marke, erlauben es seinem Verein Juventus Turin an lukrativen internationalen Turnieren teilzunehmen, millionenschwere Übertragungsrechte zu verkaufen und hohe Werbeeinnahmen zu realisieren. Natürlich ist das nicht alleine der Erfolg von Ronaldo, aber ohne ihn (und einer Handvoll anderer erfolgreicher Fussballer) wären die Erfolge der Mannschaft nicht möglich. Ronaldo kann auch nicht einfach durch einen beliebigen anderen Fussballprofi ersetzt werden, der vielleicht den gleichen Aufwand an Training betreibt und sich möglicherweise auf dem Platz genauso oder noch stärker ins Zeug legt als Ronaldo. Das Angebot an Ronaldos ist weltweit sehr beschränkt. Es ist also die Kombination an hoher Wertschöpfung eines Ronaldos (aufgrund seiner Torbilanz) und der Seltenheit seines Talentes, die ihm die Millionen einbringen. Gäbe es tausende Ronaldos auf dieser Welt, sähe das Lohngefüge im Profifussball ganz anders aus.

Natürlich ist der Profisport ein extremes Beispiel, aber man sieht sehr deutlich, dass es beim Lohn nicht darauf ankommt, wie gut man ausgebildet ist, sondern ob man Fähigkeiten besitzt, die auf dem Markt aufgrund ihrer hohen Wertschöpfung stark nachgefragt werden. Ausbildungen und Anforderungsprofile eines Berufes können noch so anspruchsvoll sein, wenn ihr Beitrag zur Wertschöpfung geringer ist als bei anderen Berufen, wird der Lohn geringer bleiben. 

Insofern kann Frauen bei der Berufswahl nur geraten werden, dass sie sich auf Berufe konzentrieren, die über hohe Wertschöpfung und damit hohe Produktivität verfügen. Das unsinnige Vergleichen von Anforderungen und Belastungen ganz verschiedener Tätigkeiten kann und wird zu keiner Verbesserung der Situation führen. Es war schon im 19. Jahrhundert bei Karl Marx eine Sackgasse. Die Fehlerhaftigkeit dieser Theorie hat sich auch in ihrer modernen Form nicht geändert.

 

 

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