Mittwoch, 15. Juni 2022

Hayek über Wachstum und Ungleichheit zwischen Nationen und innerhalb von Nationen


 "There can be little doubt that the prospect of the poorer, 'undeveloped' countries reaching the present level of the West is very much better than it would have been, had the West not pulled so far ahead." (Hayek, Friedrich v.: The Constitution of Liberty, S. 100)

 Es ist also gerade nicht so, dass die armen Länder arm sind, weil die westlichen Länder reich sind. Sondern es verhält sich genau umgekehrt: Die Entwicklung des Reichtums und die Anhäufung von Wissen in den westlichen Ländern gab dem Rest der Welt die Möglichkeit einen wesentlich schnelleren Entwicklungspfad einzuschlagen. Hayek schrieb dies im Jahr 1960, doch die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten gibt ihm völlig Recht. Der Aufstieg von China, Indien und vielen anderen Ländern zu führenden Volkswirtschaften wäre ohne die Vorreiterrolle des Westens nicht möglich gewesen oder wäre wesentlich langsamer verlaufen.

Auch die Ungleichheit innerhalb einer Nation sieht Hayek ähnlich. Eine Oberschicht, die die Entwicklung und Verbesserung der Güter vorantreibt, sorgt damit automatisch dafür, dass bald darauf auch die Mittel- und Unterschicht profitieren können. Insofern sieht Hayek zwei Möglichkeiten, Ungleichheit in einer Gesellschaft zu bekämpfen: Eine kurzfristige, welche über Umverteilung den Reichtum von den Wohlhabenden zu den ärmeren Schichten transferiert. Und eine langfristig ausgerichtete Strategie, die die Unterschied zwischen den Klassen produktiv ausnutzt. In diesem Zusammenhang verweist er auch darauf, dass die Tendenz zum egalisierenden Wohlfahrtsstaat gerade die europäischen Länder viel an Dynamik gekostet hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen