Im heutigen Tagblatt erschien ein Kommentar von Pascal Ritter. Sein Titel: "Die Kritik am Schweizer «Lockdown» ist Jammern auf ganz hohem Niveau".
Hier ist mein Leserbrief dazu:
Laut Pascal Ritter sollen sich die Schweizer darüber
freuen, dass sie «privilegiert» sind und der Lock-Down in der Schweiz
nicht ganz so schlimm sei wie in Frankreich oder Deutschland.
Offensichtlich leidet Herr Ritter an einer starken Verzerrung der
Realität: Zum einen ist es kein Privileg, wenn die verfassungsmässigen
Grundrechte nur zu 70% und nicht zu 90% eingeschränkt werden. Zum
zweiten, kann man die Schweiz zwar mit Frankreich oder Deutschland
vergleichen. Man kann sie aber genauso gut auch mit Schweden (alles
geöffnet, nie geschlossen) oder Polen (alles geöffnet) vergleichen.
Selbst Österreich und Italien mussten inzwischen wieder viele
Einrichtungen öffnen. Zum dritten, sollte Herr Ritter sich eingestehen,
dass der Lock-Down weitgehend wirkungslos war und ist. Typischerweise
haben die Länder mit den rigidesten Massnahmen (Frankreich, Italien,
Spanien) auch die höchsten Sterberaten zu verzeichnen. Und last but not
least, sollte Herr Ritter als privilegierter Journalist im Home-Office,
darüber nachdenken, dass Teile der Bevölkerung derzeit extrem
unterprivilegiert sind: Arbeitslose, Kurzarbeiter, psychisch Kranke und
alleinlebende Menschen, die massive «Kollateralschäden» erleiden.